Christin Jugsch _ Sven Serkis

VON SETUP UND PUNCHLINE – Wie Comedy funktioniert

Auch die norddeutsche Comedienne Christin Jugsch gehört zu den Stand-upper:innen, die eine abgeschlossene Schauspielausbildung haben. Andere zu spielen, hat ihr irgendwann nicht mehr gereicht, deswegen zieht sie es nun vor, ihr eigenes Leben auf die Bühne zu bringen. Rothaarige an die Macht!

MIX-SHOW

In einer Mix-Show treten in der Regel drei bis sechs Comedians auf. Diese unterscheiden sich meist vom Bekanntheits- und Erfahrungsgrad und werden dementsprechend im Line-up platziert. Hier ist die Herausforderung, innerhalb kurzer Zeit (15 bis 20 Minuten) das Publikum bestmöglich zu unterhalten. Das Wichtigste: Man sollte das Mix-Show-Publikum hungrig zurücklassen und hoffen, dass diese dann den Weg in die eigene Soloshow finden. Im Prinzip ist eine Mix-Show eine bezahlte Werbeveranstaltung für die eigene Person.

KILLEN

Sollten Sie zufällig mal bei einer Comedyshow am Backstage vorbeigehen und hören »Du hast gekillt«, dann bedeutet dieses nicht, dass der Comedian gerade Menschen umgebracht hat, sondern dass der Auftritt überragend war. Ein guter Gag wird als »Killer-Gag« bezeichnet. Er killt das Publikum, haut es um und begeistert. Es ist schwierig, nach einem Comedian aufzutreten, der gerade gekillt hat. Da kannman nur sagen: viel Glück!

BOMBEN

Bomben ist das komplette Gegenteil von Killen. Wenn ein Comedian bombt, dann war der Auftritt, in den Augen des Publikums, richtig schlecht. Das kann natürlich verschiedene Gründe haben und muss nicht unbedingt daran liegen, dass der Comedian schlechte Gags hat. Manchmal ist es auch so, dass der Comedian nicht zum Publikum passt. Im Zweifel ist es wichtig, genau zu differenzieren. In der Comedyszene gibt es eine Floskel: Du musst auch mal bomben, um richtig gut zu werden und dann zu killen. Bomben und Killen oder besser gesagt: das Yin und Yang für uns Comedians.

HECKLER:IN

Was für einen Kanalarbeiter der Rohrbruch ist, ist für einen Comedian der:die Heckler:in. Er:Sie ist zu erkennen durch unangepasstes Verhalten während einer Comedyshow. Zum Beispiel durch Zwischenrufe oder Kommentare während der Show. Ein:e Heckler:in muss durch den Comedian oder die Comedienne zum Schweigen gebracht werden. Dabei sollte sie oder er durch eine charmante und witzige Art das restliche Publikum auf ihre oder seine Seite ziehen. Das Publikum sollte den:die Heckler:in am liebsten für immer verbannen wollen. Sollte es dazu kommen, dass der:die Heckler:in es schafft, das Publikum auf seine:ihre Seite zu ziehen, hat man als Comedian oder Comedienne verloren. Heckler:innen sind der Endgegner jedes Comedians.

OPEN MIC

Das Open Mic ist für uns wie Sparring. Du testest einen Gag auf der Bühne und guckst, wie gut er bei deinem Sparringspartner, dem Publikum, ankommt. Stand-up-Comedy kann man nicht alleine zu Hause vor dem Spiegel üben oder es seinen Freund:innen vortragen. Du musst das Meterial an echten Menschen testen. Dein Testraum dafür ist das Open Mic. In den letzten Jahren hat sich in Deutschland beachtliche Stand-up-Szene aufgebaut. Mittlerweile ist es möglich, zum Beispiel in Berlin bis zu fünfmal an einem Abend aufzutreten. Ein Glück für uns Comedians und Comediennes, so können unsere Gags nur besser werden.

GAG

Das wohl allerwichtigste für einen Comedian sind seine Gags. Ein Gag folgt einem bestimmten Schema: Setup und Punchline. Das Setup ist dabei der Anfang. Das Setup ist nicht lustig an sich, sondern beschreibt erst mal, worum es im Set geht. Es muss nicht immer nur aus einem, sondern kann auch aus mehreren Sätzen bestehen. Dann folgt die Punchline. Diese sollte punchen, also lustig sein. Meist ist der Gag gut, wenn der Comedian im Setup das Publikum in eine Richtung führt und dann mit der Punchline die Erwartungen bricht und in eine unerwartete Richtung führt. Dies löst dann bei den meisten Menschen einen Lachreflex aus.

CROWD WORK

Sehr oft wird das Crowd Work vom Host einer Comedyshow genutzt, um das Publikum warmzumachen und sich mit dem Publi-kum zu verbinden. »Wie heißt du?«, »Wo kommst du her?« und »Was sind deine Hobbys?« sind ganz klassische Crowd-Work-Sätze. Dabei ist die Herausforderung, einen Gag aus dem zu machen, was das Publikum dir gibt. Im besten Fall macht das eine Comedyshow einzigartig. Es gibt große Stand-upper:innen, die Teile ihres Programms auf Crowd Work aufbauen.