Sabine Funk (1) Foto Kolja Matzke (Custom)

Security First – Was bedeutet Sicherheit auf Festivals?

Denkt man an Sicherheit auf Festivals, werden die meisten automatisch an bekannte Maßnahmen wie Gesundheitsschutz, Hygienebestimmungen und Arbeitssicherheit denken, die der Veranstalter zu diesem Zweck implementiert – und das natürlich durchaus auch zu Recht. Neu hinzugekommen sind Fragen, wieweit der Veranstalter auch für das Thema der Abwehr terroristischer Gefährdungen verantwortlich ist. Letzteres zeigt, wie oberflächlich die Diskussionen häufig geführt werden, geht es doch bei dieser Diskussion meist nur um den Schutz vor Fahrzeugen, während viele andere Anschlagsmöglichkeiten außen vor bleiben. Viele Maßnahmen obliegen der individuellen Risikoeinschätzung des Veranstalters: Er stellt eine »angemessene Anzahl« von … oder kümmert sich um etwas »in geeignetem Maße«. Die Praxis zeigt, dass das weniger solide funktioniert.

Sabine Funk spricht auf der 5. IBIT-Fachtagung über die Sicherheit auf Festivals.

Sabine Funk spricht auf der 5. IBIT-Fachtagung über die Sicherheit auf Festivals.

Noch viel spannender ist allerdings ein weiterer Akteur: das Publikum selbst. Obwohl die meisten der Anwesenden durchaus in der Lage sind, außerhalb der Festivalzäune ein selbstbestimmtes Leben zu führen, scheint der*die ein oder andere, dies im Festivalkontext temporär zu vergessen. Der Veranstalter muss in der Tat eine ganze Menge Dinge machen. Was er allerdings nicht machen muss, ist, dem Festivalbesucher seine Alltagsverantwortung abnehmen. Was bei jedem Schwimmbadbesuch Standard ist (Wetter checken), ist auch bei einem Festivalbesuch eine zumutbare Aufgabe – nur darauf zu warten, dass jemand anderes die Aufgabe übernimmt, reicht sicher nicht. Und nein, wenn der Veranstalter ein sofortiges Verlassen des Geländes anordnet, dann ist der Euro Pfand, der vielleicht nicht eingelöst werden kann, ein zu vernachlässigendes Problem und weniger ein Grund, die Räumung zu verzögern, noch, sich den Anweisungen des Sicherheitsdienstes zu widersetzen und noch nicht mal, später in irgendeinem Forum darüber zu jammern.

Um Sicherheit auf Festivals zu gewährleisten, müssen alle Akteure daran mitarbeiten – einer allein hat da wenig Chancen.

Sabine Funk ist Geschäftsführerin der IBIT GmbH – Internationales Bildungs- & Trainingszentrum für Veranstaltungssicherheit in Bonn und Leiterin der Fachbereiche Bildung und Forschung. Sie hat in England »Crowd and Safety Management, BA (Hons)« studiert und zählt zu den führenden Fachleuten für Veranstaltungssicherheit und Crowd Management in Deutschland. Seit 2007 berät sie mit ihrer Firma Wissenswerk Behörden und Veranstalter in Bezug auf Planung und Durchführung von Veranstaltungen. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im Veranstaltungsbereich, davon mehr als zehn als geschäftsführende Gesellschafterin und Produktionsleiterin der RhEINKULTUR, einem der größten eintrittsfreien Festivals in Deutschland, verfügt Sabine Funk über umfangreiche Erfahrungen in der Planung und Durchführung von (Groß-)Veranstaltungen.