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Die Perfekte Party: Der Medienexperte Jo Groebel

Jo Groebel gibt im Interview mit Andreas Schäfer Tipps rund um den perfekten Event

Jo Groebel ist nicht nur emeritierter Professor für Medienpsychologie an der Universität Utrecht und Gastprofessor an der UCLA, Los Angeles, Autor oder Herausgeber von 38 Fachbüchern, sondern privat auch ein Experte für Partys schlechthin. Er wird sehr gerne aufgrund seiner Profession, aber auch aufgrund seiner Erfahrung zu diesen eingeladen. Das ist auf Social- Media-Kanälen gut dokumentiert. Zudem befragen ihn zahlreiche Fernsehsender regelmäßig zu Prominenten wie auch zu prominenten Anlässen. Er ist dabei alles andere als kamerascheu. Groebel lebt in Berlin und Hamburg.

Als Mensch der Medien sind Sie viel auf Partys unterwegs …Ist das eine Pflicht, eine Lust oder eine Last?

Jo Groebel: Es ist primär Lust an der Geselligkeit. Man bekommt viele Leute doch von näher mit, man bekommt auch ein relativ differenziertes Bild von Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen. Sie sind dann immer ein bisschen besser zu verstehen, zu beurteilen, wenn man sie dann im Halbprivaten erlebt hat. Aber ich gehe nicht auf Partys zur psychologischen Beobachtung – das Vergnügen überwiegt. Immerhin interessant, dass bei manchen Stars die öffentliche und die private Person mitunter sehr stark auseinanderklaffen. Und das in beide Richtungen: Sympathieträger in TV-Rollen können persönlich weniger nett sein, die Filmbösewichte sind umgekehrt oft äußerst charmant. Ich spare mir Namen.

Was macht eine perfekte Party aus?

JG: Es hängt davon ab, wie viel man selbst als Gast an Stimmung, an Konversations- und Kontaktfreude mitbringt.

Ich kenne nahezu kein Fest, wo es nicht irgendjemanden gibt, mit dem man ein interessantes Gespräch führen kann.

Es ist dann nicht immer die gesamte Party, aber es gibt meist irgendwo Leute, die interessant sind, mit denen man sich unterhalten kann. Und wenn’s mir nicht passt, dann scheue ich auch nicht davor zurück, nach Hause zu gehen und mir einen schönen Abend alleine zu machen. Es gibt relativ selten Momente, von denen ich sagen würde, eine Party ist komplett misslungen. Als Gast sollte man die Mühen eines Gastgebers oder einer Gastgeberin würdigen und selbst zum Gelingen beitragen. Passiver Konsumismus passt da nicht.

Auf was sollte man denn als Gastgeber oder Gastgeberin achten?

JG: Ich kenne viele der früheren und auch jetzt immer noch aktuell legendären Gastgeber. Nennen möchte ich bewusst einen der früher sehr aktiven und besten Gastgeber, der großenteils zu Unrecht beschuldigt worden war, zum Rücktritt Christian Wulffs als Bundespräsident beigetragen zu haben, und zwar unter anderem wegen eines angeblich zu opulent ausgestatteten niedersächsisch-baden-württembergischen Festes. Manfred Schmidt hatte immer wie ein Besessener darauf geachtet, dass er eine ganz, ganz unterschiedlich zusammengesetzte Gruppe von Gästen schuf. Die mussten nicht alle prominent sein. Es waren aber durchaus sehr viele »echte« Stars dabei. Man traf hochkarätige Politiker ebenso wie Wissenschaftler. Auch ich hatte häufig das Vergnügen, dabei zu sein. Es war eine große Bandbreite von Menschen.

Genau durch diese Unterschiedlichkeit der Menschen, die sonst eher im eigenen Saft schmoren und immer nur ihresgleichen treffen, kamen andere Anregungen, Gespräche und Geschichten zusammen. Und er hat sehr darauf geachtet, dass es nicht um den Status ging, sondern dass eben einfach interessante Menschen aufeinandertrafen. Es gibt Partys, die sind von vornherein auf soziale Homogenität und bestimmte Themen, bestimmte Gruppen ausgerichtet. Da ist das dann was anderes.

Ich persönlich fand und finde immer die spannendsten und interessantesten Partys, Feste und Events die, bei denen sich völlig unterschiedliche Typen von Menschen mischen. Wenn das Ereignis mit einem Erlebnis einhergeht, dann ist das für mich die Nummer eins. Das schaffen inzwischen viele tolle professionelle und private Gastgeber und Eventorganisatoren. Viele von ihnen kenne und schätze ich sehr.

Wenn das Ereignis mit einem Erlebnis einhergeht, dann ist das für mich die Nummer eins.

Worauf kommt es denn an?

JG: Es müssen nicht immer nur die teuersten Speisen und Getränke aufgetischt werden, es müssen nicht als Act die berühmtesten Stars auftreten. Das alles ist sehr schön, aber es kann eine interessante Party auch dann sein, wenn es bei den Getränken und Speisen nur relativ einfache Sachen gibt. Natürlich ist es ein besonderer Moment, wenn als Überraschungsgäste plötzlich Liza Minnelli oder Tom Jones vor einem auf der Bühne stehen wie zum Beispiel bei Liz Mohns Rosenball. Selbstverständlich versetzt ein solcher Weltstar die Gäste schon in begeisterte Aufregung, aber eine notwendige Voraussetzung für ein gelungenes Fest ist es nicht. Ich finde es übrigens schön, wenn der Gastgeber oder die Gastgeberin einen Dresscode vorgibt. Es zeugt von Achtung sich selber, den anderen Gästen, den Gastgebern gegenüber, dem zu entsprechen. Und es hilft, eine Idee vom Charakter der Party – ob informell, originell oder festlich – zu bekommen. Da hilft ein Kleidungshinweis schon recht gut.

Was sind denn die No-Gos für Gastgeber und Gastgeberinnen?

JG: Das größte No-Go sind Gastgeber, die sich frühzeitig von ihrer eigenen Party verabschieden und verschwunden sind, sofern kein gewichtiger Grund vorliegt. Das gilt umso mehr, desto kleiner die Zusammenkunft ist. Bei großen Bällen ist das etwas anderes, zumal diese sich bis in die frühen Morgenstunden hinziehen können. Ein No-Go ist auch, wenn Gastgeber zum Beispiel nicht konsequent – und da spreche ich aus Erfahrung – dafür sorgen, dass bekannte berüchtigte Partycrasher nicht sofort rausgeschmissen werden. Keinen stört ein origineller und witziger und meinetwegen auch höflicher Felix-Krull-Typus.

Aber es gibt Leute, die schon Dutzende Male vor Gericht auftreten mussten, weil sie mit gefälschten Namen gearbeitet haben, weil sie die Identitäten von anderen Gästen gefälscht, diese gar bedroht haben. Da muss der Gastgeber, selbst bei ein paar Hundert Gästen, konsequent dafür sorgen, dass sie achtkantig der Tür verwiesen werden. Auch Gäste, die sich danebenbenehmen, indem sie andere anmachen, völlig sturzbetrunken sind oder extreme Drogen genommen haben, sollte man hinauskomplimentieren. Jedenfalls, wenn sie die anderen stören.

Welche Rolle spielen Musik-Acts?

JG: Ein Musik-Act, der die extreme Aufmerksamkeit erfordert, eine Band, ein Interpret, eine Interpretin, ein DJ sind natürlich als Zwischenelement super. Das sind Dinge, die dem Fest, einer Party das Extraquäntchen Begeisterung verleihen können, aber notwendig sind sie nicht. DJs sollten dabei an der Tanzfläche dominant sein. Prima, wenn’s dann auch Bereiche gibt, in denen sich Menschen noch unterhalten können. Musik ist wichtig als Stimmungselement, darf aber nicht das Einzige sein, das die ganze Zeit dominant ist, durch Lautstärke oder ein zu spezifisches Musikgenre. Dafür gibt’s Konzerte. Gerne mit After-Show-Partys.

Welche Rolle spielt Sicherheit und Security heutzutage auf Partys?

JG: Zum Glück habe ich noch keine einzige Party mitbekommen, bei der es wirklich extrem wurde. Security ist wichtig fürs Sicherheitsgefühl und eben auch mal dann, wenn man ungebetene oder unangenehme Gäste rausschmeißen muss. Bestenfalls diskret. Das gibt’s tatsächlich, ist auch wichtig. Ich finde es ganz gut, wenn man das Gefühl hat, da sind ein paar Jungs oder Mädels, die notfalls auch mal handfest dafür sorgen können, dass Dinge nicht aus dem Ruder laufen, und die dafür sorgen, dass ungebetene Gäste gar nicht erst reinkommen. Hoffen wir, dass sie künftig nicht auch dazu da sein müssen, sehr viel Schlimmeres zu verhindern. Noch sind die Feste fast immer friedlich. Sie sind sogar ein Beweis dafür, dass auch in schwierigen Zeiten Menschen entspannt und konfliktfrei zusammenkommen können.